Das innere Kind

Ich kenne aber auch andere Situationen aus meinem früheren Leben:

Ich erwache nach einer erholsamen Nacht und höre die Vögel zwitschern durch den Fensterspalt, der offen geblieben ist während der Nacht. Ich beginne den Tag voller Freude und denke schon an den gemeinsamen Abend, den ich und mein (damaliger) Liebster geplant haben.

Wie schön, dass wir die Schmetterlinge in unserem Bauch immer noch spüren nach so einer langen Zeit des Zusammenseins. Wie glücklich es mich macht, wenn ich an unser Liebesleben denke.

Die Zeit vergeht und es wird Abend.

Wir finden uns wieder in unserem Schlafzimmer unter der Bettdecke. Wir sind uns nah. Sehr nah. Wir kennen uns schon lange. Wir sind einander nicht fremd. Vertrauen ist die Basis unserer Beziehung.

Plötzlich befallen mich Ängste.

Ich werde unruhig und unsicher. Ich fühle eine Schwere in meinem Bauch. Das macht mich ganz traurig und es überkommt mich ein Gefühl von Einsamkeit.

Ich bin aber nicht alleine in diesem Moment. Mein Liebster ist da.

Trotzdem:

• Ich habe Angst über meine Wünsche zu sprechen.
• Ich schäme mich, mich ganz nackt zu zeigen.
• Ich habe Angst nicht zu genügen, meinen Liebsten nicht glücklich zu machen beim Sex.
• Ich verachte meinen Körper.
• Ich bin mit meiner Aufmerksamkeit ganz bei meinem Liebsten und nicht mehr bei mir.
• Ich habe mich selber verloren.
• Ich weiss nicht mehr, was ich mir wünsche.
• Ich möchte am liebsten wegrennen aus der Situation.
• Ich weiss nicht mehr, wer ich wirklich bin.
• Ich habe Angst, dass er mich verlässt, wenn ich mich mit «all of me» zeige.

Mit mir in dieser Situation ist neben meinem Liebsten auch mein inneres Kind.

• Es will gefallen.
• Es will geliebt werden.
• Es will vor allem NIE verlassen werden.

So nehme ich mich zurück.
Ich werde still. Ganz still.
Ich wiege mich in Sicherheit. Ich verdränge meine Unsicherheit.

Ich fühle aber auch:

• Mein inneres Kind blockiert meine Wünsche.
• Mein inneres Kind beschützt mich.
• Mein inneres Kind will das Beste für mich.

Aber – es ist für mich, als erwachsene Person – nicht immer das Allerbeste, was mein inneres Kind für mich möchte.

Ich möchte mein inneres Kind aber nicht verlassen.

Und so überlege ich mir:

• Wo in meinem Körper kann mein inneres Kind einen Platz voller Liebe finden?
• Wie kann ich meinem inneren Kind das Mitgefühl geben, das es von mir braucht?
• Wie kann ich mein inneres Kind beachten und es auch beschützen?
• Wie kann ich meinem inneren Kind Sicherheit geben?

Aber auch:

• Wie kann ich meinem inneren Kind Grenzen setzen und ihm die Kontrolle über meine Sexualität nehmen?
• Wie kann ich mit meinem inneren Kind über meine Bedürfnisse sprechen und ihm erklären, dass es in Ruhe Sachen machen kann, woran es Freude hat, während dem ich meine erwachsene Sexualität lebe?
• Welches sind die Geschenke an mich von meinem inneren Kind?
• Hat mein inneres Kind ein spezielles Bedürfnis, wie möchte es sich fühlen?

So zeige ich meinem inneren Kind einen sicheren Platz in meinem Körper, wo es spielen kann und sich lösen kann von seiner kontrollierenden Rolle.

Meine liebe innere kleine Katja, ich werde dich nie verlassen. Ich werde immer für dich da sein. Aber von nun an werde ich als erwachsene Katja die Verantwortung übernehmen für meine Sexualität. Ich erlaube dir nicht mehr in meine Sexualität rein zu funken.