Mut tut gut

by | Mai 12, 2019

 

Ich als kleines Mädchen, etwa zehn Jahre alt.

Meine Familie zieht um. Überall stehen Umzugskartons herum. Ich schnappe mir eine Papierrolle und zwei dicke farbige Filzstifte. Ich reisse mir ein Stück Papier von der Rolle und schreibe mit grossen Buchstaben „Mut tut gut“ drauf. Ohne zu denken, ganz intuitiv. Ich bin mir nicht bewusst, dass dieser Satz eine meiner Lebensmottos werden würde. Nein, äusserlich bin ich keine mutige Frau. Ich fliege nicht Gleitschirm, habe noch nie Bungee Jumping gemacht und Bergsteigen gehört auch nicht zu meinen Hobbies. Aber innerlich würde ich mich schon als mutig bezeichnen. Ich bin schon immer meinen eigenen Weg gegangen. Auch jetzt, mit meiner Schule der Sinnlichkeit.

Braucht es Mut?

„Wow, du bist mutig mit deiner neuen Webseite….“, „Das braucht Mut, dein neues Business…“, „Ich würde gerne an einer deiner Workshops kommen, aber ich bin nicht so mutig…“. Braucht es wirklich Mut, das zu tun, was ich jetzt tue? Braucht es Mut, sich für ein Gespräch bei mir anzumelden oder an einem meiner Angebote teilzunehmen?

Ja und nein.

 

Es braucht Mut, weil Sinnlichkeit, Lust und Sexualität noch immer Tabuthemen sind, obschon wir zur „Generation Porno“ gehören und Sexualität uns heute überall begegnet. Und nein, weil Sexualität in unser aller Leben gehört, ob wir wollen oder nicht. Wir alle sind sinnliche Menschen, gezeugt durch einen sexuellen Akt. Wir sind einmal ganz selbstverständlich im Leib unserer Mutter herangewachsen. Schon als Baby im Leib unserer Mutter hatten wir angeborene sexuelle Reflexe, wie zum Beispiel das Becken zu schaukeln. Die Sexualität ist eine ganz normale, angeborene Entwicklung, die nach der Geburt kein natürliches Ende findet, sondern ein Teil des Körperlernens ist.

Unbewusst haben wir mitbekommen, was unser Umfeld und unser Elternhaus über Sexualität und Sinnlichkeit gedacht hat. Heute können diese Regeln als unterstützend, oft aber auch als einschränkend erfahren werden. Die eigene Lust und Sinnlichkeit ist für viele Frauen immer noch ein Tabuthema. Mit Freundinnen wird über die Beziehung gesprochen, selten aber über die eigene  Sexualität.

Dabei ist es so befreiend mit Frauen über Lust, Sinnlichkeit und Sexualität zu reden und sich auszutauschen. Freilich ohne über die Männer und ihre Sexualität zu reden, sondern über sich selber als Frau mit den eigenen Bedürfnissen, Sehnsüchten und Ängsten. Denn das ist der Start.  Wir gehen von uns selber aus. Was, wenn es normal ist, dass Frauen über ihre Lust reden und ihre Sinnlichkeit leben?

Ja, ich verstehe dich.

Es kann Angst machen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass in den Bereichen im Leben, wo ich am meisten Mut für eine Veränderung gebraucht habe, die schönsten, tiefsten und grossartigsten Geschenke auf mich gewartet haben. Es hatte sich immer so was von gelohnt, mutig einen Schritt über meine Komfortzone zu gehen.

 Frage dich: Möchtest du etwas Neues in deinem Leben integrieren? Wenn ja, dann geh mutig los sei neugierig, was für Überraschungen sich zeigen werden.

Mein Plakat mit dem Satz „Mut tut gut“ hängt immer noch im Keller meiner Eltern. Wenn ich dort vorbei laufe, huscht ein Lächeln über mein Gesicht und wenn ich mein Lebensmotto vergessen habe, kommt es mir wieder in den Sinn.

Mutig etwas zu tun kurbelt die Lebensfreude an und macht so glücklich.